Von Konstantinopel nach Oelsnitz - orientalische Teppichinspirationen
Die orientalischen Aussteller auf der Weltausstellung 1851 in London sind mit verantwortlich für die Orientbegeisterung, die im Laufe der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ganz Europa erfasste. Kein Wunder also, dass der findige Geschäftsmann Carl Wilhelm Koch, der nur wenige Jahre zuvor sein eigenes Teppichwerk in Oelsnitz/Vogtl. gegründet hatte, eine Reise in den Orient unternahm – konnte doch die enorm gestiegene Nachfrage nicht allein durch Importe gedeckt werden. So fuhr Koch im Februar 1894 zum goldenen Horn und fand nach „ […] mehrwöchentlichem beharrlichen Suchen und Handeln […] hinter eisernen Türen 64 schöne brauchbare Originale.“ Leider haben sich die damals erworbenen Teppiche nicht erhalten, jedoch finden sich seit 1895 zahlreiche Kopien anatolischer Designs in den Katalogen der Koch & te Kock AG, die sich mitunter noch den Vorlagen zuweisen lassen.
Dies ist für die Museen Schloß Voigtsberg Grund genug, den „Vorläufern“ der industriellen Teppichproduktion eine eigene Sonderausstellung zu widmen. In Zusammenarbeit mit der renommierten Martin Posth Collection aus Berlin, der Bumiller Collection Bamberg, der Sammlung Heinz Luschey der Universität Bamberg und des orientalischen Münzkabinetts der Friedrich Schiller Universität Jena werden in den Räumen des Teppichmuseums in der altehrwürdigen Burganlage einige der erlesensten Beispiele anatolischer Teppichfertigung gezeigt. Eben jene Teppiche, wie sie auch Koch in Konstantinopel gesehen haben könnte und deren Designs maßgeblich die heimische Teppichfabrikation beeinflussten. Der Besucher erlebt dabei eine Reise in die Stadt auf zwei Kontinenten – Konstantinopel, dem heutigen Istanbul. Beim Bummel durch den „Basar“ sind Gebetsteppiche aus drei Jahrhunderten zu bestaunen, Zeugnisse des hohen Standards osmanischer KnüpferInnen mit jener einzigartigen Farbenpracht, die ihresgleichen sucht. Auch die obligatorische Moschee, in deren Umfeld der Teppich als Kunstwerk nicht wegzudenken ist, fand Eingang in die Sonderschau. Am Ende der Exposition ist dann die deutsche Interpretation der osmanischen Handwerkskunst, im Stile eines kleinen „Ateliers“ Carl Wilhelm Kochs, zu sehen.