Illusorium

Seit 2013 begrüßen der gestiefelte Kater, der unheimliche Dunkelmunkel und die unzähligen „Kinder“ der Künstlerin Regine Heinecke Besucher*innen in den Sälen der mittelalterlichen Kernburg auf Schloß Voigtsberg. Das Illusorium – ein Kunstwort, das den Ort der Illustrationen und der Illusionen bezeichnet – ermöglicht Begegnungen mit dem Lebenswerk einer Künstlerin, für die Literatur und Kunst, Wort und Bild, das große Ganze bedeuteten.

„Ich wollte immer eine Geschichte neben dem Text erzählen, nicht nur eine bloße Abbildung schaffen.“ (Regine Heinecke)

Flatterhaft, voller Ideen und Kreativität: Regine Heineckes Faszination für das Märchenhafte, das Träumerische, für Fantastisches und Hintersinniges spricht aus jeder einzelnen Vignette und jeder ihrer unzähligen Illustrationen. Einen kleinen Einblick in die Gedankenwelt der Künstlerin geben die ebenso flatterhaften Schmetterlinge hier im Rittersaal. Dabei ermöglichen die lebhaften Zeichnungen, Malereien und Druckgrafiken es Menschen jeden Alters, in fremde Welten einzutauchen und sich für einen Moment darin zu verlieren, wenn sympathische Helden und gefährliche Schurken sich in traumhaften Bildern begegnen. Ganz im Sinne der Künstlerin entdeckt vielleicht dabei der/die ein oder andere Besucher*in eine ganz neue Facette einer altbekannten Geschichte und erlebt unvermittelt den Zauber der Bilder zwischen Traum und Wirklichkeit:

„Das Versteckte in meinen Bildern zu enträtseln, überlasse ich künftig dem Betrachter mit Fantasie, wenn er das ‚Illusorium‘ durchwandelt.“ (Regine Heinecke)

Regine Heinecke – Ihr Leben

Geboren wird Regine Heinecke am 20. August 1936 in Zwickau und wächst in Taucha, nahe Leipzig, auf. Kreativität, die Liebe zur Natur und Literatur prägen ihre Kindheit. Schon frühzeitig beginnt Regine Heinecke mit Geduld und Phantasie zu zeichnen.

Während einer Ausbildung zur Lithografin und Offsetretuscheurin erlernt sie wesentliche Techniken und Grundlagen, die für ihr späteres Schaffen überaus bereichernd wirken sollen. Von 1953 – 1956 absolviert sie ein Studium an der Abendakademie der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Von nun an geht Regine Heinecke ihren eigenen Weg und findet ihre Vorbilder bei Hieronymus Bosch, Pieter Bruegel d. Ä. und den Meistern der Buchdruckkunst des 19. Jahrhunderts. Seit 1957 ist sie als freischaffende Künstlerin tätig. 1961 verlegt die Künstlerin ihren Wohnsitz aus der Stadt Leipzig nach Bobenneukirchen im Vogtland, wo sie ihre neue Heimat findet. Am 7. November 2019 verstirbt Regine Heinecke im Alter von 83 Jahren.

Vor allem auf dem Gebiet der Kinderbuchillustration erreicht Regine Heinecke mit Arbeiten zu verschiedenen Märchen der Gebrüder Grimm schnell einen hohen Bekanntheitsgrad. Ausgedehnte Reisen nach Südamerika und Asien in den 1960er Jahren prägen Regine Heinecke nachhaltig und inspirierten sie zu zahlreichen freien Arbeiten. Dennoch: Ihre Illustrationskunst, in der sich Handwerk und Fantasie zu aufwendigen wie komplexen Bilderwelten vereinen, bleibt bestimmend für ihr weiteres kreatives Schaffen. So illustriert sie pointiert und in einer Formensprache, die Prinzipien des Surrealismus aufgreift, in den folgenden Jahrzehnten nicht nur klassische Weltliteratur, sondern auch zeitgenössische, teils kritische Literatur.

Der gestiefelte Kater, 1974, Regine Heinecke
Der gestiefelte Kater, 1974, Regine Heinecke
Als ich zur Welt kam und danach, 1975, Regine Heinecke
Als ich zur Welt kam und danach, 1975, Regine Heinecke
Die Sorgen des Teufels, 1972, Regine Heinecke
Die Sorgen des Teufels, 1972, Regine Heinecke