Objekt des Monats
Der blaue Teppich - Objekt des Monats März 2024
"Der blaue Teppich"
Regine Heinecke
Verlag für Lehrmittel Pössneck, 1972
Im August 1936 wird Regine Heinecke in Zwickau geboren, viele Jahre verbringt sie als Künstlerin in Leipzig, noch mehr im Vogtland. Im August 2024 wird sie durch die Benennung einer Grundschule im Leipziger Westen geehrt. Mit dem Quartett "Der blaue Teppich" begeben sich die Museen Schloß Voigtsberg mit Zeichnungen der Künstlerin in eine märchenhafte Welt "zwischen Kaukasus und Mittelasien". Die liebevollen Illustrationen erzählen lebhaft von Königssöhnen auf der Suche nach der Liebe, von Dews, verzauberten Nachtigallen und dem lebensrettenden "blauen Teppich".
Porträt von Karl V. - Objekt des Monats Juli 2024
Karl V., 17. Jh, spanische Schule, nach einem Porträt von Tizian
Museen Schloß Voigtsberg
Turmtaler - Objekt des Monats Juni 2024
Was liegt näher als anlässlich des Jubiläums 775 Jahre Schloß Voigtsberg einen Blick auf das letzte Jubiläum im Jahr 1999 zu werfen. Im Rahmen der Reihe Objekt des Monats wird im Juni die Gelegenheit genutzt und neben einigen Werbeartikeln rund um die Festwoche, die im Juni vor 25 Jahren stattgefunden hat, rückt vor allem der Turmtaler in den Fokus. Noch bevor die Sanierung der gesamten Anlage richtig Fahrt aufgenommen hatte, wurden - initiiert vom Heimatwerk Oelsnitz e.V. - die "Turmtaler Burg Voigtsberg" für einen Betrag von 50 DM als Baustein für die geplante Sanierung und den Umbau des Bergfrieds zu einem Aussichtsturm verkauft. Was lange währt, wird endlich gut. Seit 2022 ist der Bergfried für den Besucherverkehr geöffnet.
Heinrich von Holk - Objekt des Monats März 2024
Heinrich von Holk
Siegfried Otto Hüttengrund, Mischtechnik, 2024
Siegfried Otto Hüttengrund ist den Museen Schloß Voigtsberg seit Jahren verbunden. Anlässlich dem 775. Jubiläum der Ersterwähnung hat der westsächsische Maler und Bildhauer ein Porträt eines Mannes geschaffen, dessen Einfluss auf Schloss Voigtsberg wie auf den Ort Oelsnitz gleichermaßen punktuell, aber deshalb nicht unbedeutend war. Feldmarschall Heinrich von Holk zog 1632 im Auftrag des berühmten Generalissimo Albrecht von Wallenstein durch Sachsen und verwüstete Städte und Dörfer. Von Süden kommend traf es Oelsnitz im Vogtland als einen der ersten Orte schwer, auch Schloß Voigtsberg litt unter der Belagerung und Plünderung durch die kaiserlichen Truppen. In seinem Porträt bringt Siegfried Otto Hüttengrund die ganze Ambivalenz und den legendären Charakter des Dänen, der noch im selben Jahr irgendwo zwischen Oelsnitz, Adorf und Troschenreuth durch die Pest sein Leben ließ. Das Gemälde ist in der Sonderausstellung "Heinrich von Holk, der Höllenhund" noch bis Oktober diesen Jahres zu sehen. Eine Kurzführung in der Ausstellung und auch zum Objekt des Monats kann zum Internationalen Museumstag, am 19. Mai 2024, um 13:30 Uhr kostenlos wahrgenommen werden.
Schachfiguren aus Papier - Objekt des Monats April 2024
Schachfiguren aus Papier
2. Drittel 19. Jh
Eigenanfertigung durch Sträflinge während der Haft
Strafvollzugsmuseum Ludwigsburg
50 Jahre diente Schloß Voigtsberg als Strafanstalt für Frauen. In dieser Zeit - von 1874 bis 1924 - bestimmten Arbeitspflicht und Schweigegebot den Alltag von bis zu 320 Gefangenen, die wegen unterschiedlicher Taten, meist aber wegen Diebstahls, Betrugs und als Wiederholungstäterinnen eingeliefert wurden. Besonders in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg, als auch die wirtschaftliche Gesamtlage in der jungen Weimarer Republik schwierig war, grassierte Langeweile unter den Gefangenen. Man behalf sich, nachweislich, mit selbst angefertigten Gesellschaftsspielen. Auch wenn von den hiesigen - konfiszierten - Spielfiguren keine erhalten sind, finden sich in den Beständen des Strafvollzugsmuseums Ludwigsburg unter anderem Schachfiguren aus Papier, die wohl bereits vom Ende des 19. Jahrhunderts stammen und als filigrane Bastelarbeit eines unbekannten Häftlings die Zeit überdauert haben. So oder so ähnlich werden sie wohl auch ausgesehen haben, die kleinen Ablenkungen vom tristen Alltagstrott.
Borstel und die Frühlingsblumen - Objekt des Monats März 2024
Borstel und die Frühlingsblumen
Marianne Feix, Regine Heinecke
Verlag Junge Welt Berlin, 1976
Am 20. März ist Frühlingsanfang und die Natur wird langsam wieder grün. Darüber freuen sich auch die Tierkinder im Märchenwald. Der Igel Borstel, das Kätzchen Mauz und der Hase Hoppel begeben sich auf Erkundungstour und nehmen kleine wie große Kinder mit auf ihrer Suche nach den Frühlingsblumen. 1976 erschien das Kinderbuch von Marianne Feix mit Illustrationen der Künstlerin Regine Heinecke als Teil einer sehr beliebten Kinderbuch-Reihe, an der seit 1968 viele Autor*innen und Illustrator*innen mitwirkten. Regine Heineckes erster Borstel-Band erschuen vor 50 Jahren. Erfunden wurde der kleine Igel sowie viele weitere Tiere "aus dem Märchenwald" von Hans Schroeder bereits Ende der 1950er Jahre für den Deutschen Fernsehfunk der DDR.
Puppenvilla, um 1928 - Objekt des Monats Februar 2024
Puppenvilla, um 1928
Moritz Gottschalk Marienberg
Bei dem Objekt aus der Sammlung Pohl-Ströher in Gelenau handelt es sich um ein Spielzeug der zwanziger Jahr, das wohl nur in betuchten Haushalten anzutreffen gewesen sein dürfte: Die Puppenvilla von Moritz Gottschalk aus dem Jahr 1928. Die Firma Gottschalk aus Marienberg, die bereits ab 1873 Puppenstuben und Kaufmannsläden produzierte, war bekannt für besonders ausgefallene, aufwändige Spielwaren. Doch auch innerhalb ihrer Produktpalette zählt die Villa mit den Marmor-Säulen vor der Eingangstür, sechs Zimmern, Balkon, Keramik- WC unter der Treppe und elektrischem Licht zu den Luxusmodellen. Originale Tapenten, liebevolle Details an den Türen und teilweise originale Möblierung tragen den Charme der Vorkriegszeit ins Heute.
Dampfmaschinen-Modelle - Objekt des Monats Dezember 2023
Dampfmaschinen-Modelle
um 1920-1930
aus dem Bestand der Museen Schloß Voigtsberg und dem Stadt- und Dampfmaschinenmuseum Werdau
Die Dampfmaschine, als erste eigenständige Antriebsmaschine läutetete bereits ab 1783 auch in Deutschland die Industrialisierung ein. Durch das neue Ausmaß an Energie veränderte sich die Arbeitswelt schnell - Produktionsanlagen erhielten mit der Dampfmaschine ein zentrales Antriebsmittel und über Transmissionen konnten viele Werkzeuge gleichzeitig in Bewegung gesetzt werden. Porduktionsabläufe wurden beschleunigt und die Kosten für die Produktion niedriger: Auch die Herstellung von Blechspielwaren wurde zum Ende des 19. Jahrhunderts so immer günstiger. Der Vertrieb von – voll funktionsfähigem - Dampfspielzeug ist ab dem Jahr 1867 belegt. Hier waren insbesondere die Nürnberger Spielwaren-Hersteller, wie Bing, Ernst Plank oder Doll & Cie., aber auch Märklin in Baden-Württemberg bedeutend und bis zum Zweiten Weltkrieg weltmarktführend. Dabei war es natürlich die Faszination der Technik, die Dampfmaschinenmodelle zu einer der beliebtesten Spielwaren bei Kindern machten. Daneben wirkte der pädagogische Effekt, vor allem bei Jungen bereits im Kinderzimmer ein Verständnis für die Arbeitswelt der Industrie zu schaffen. Und so konnten alle Modell-Dampfmaschinen, egal ob mit vertikalem oder stehendem Kessel, mit Wasser befüllt und angeheizt werden, um dann mit dem großen Schwungrad über beliebig viele Transmissionsriemen bunte Blechmodelle anzutreiben. Neben Schöpfwerk, Schleifwerk, Windmühle oder kleinen Blecharbeitern, die unermüdlich Holz sägen, Eisen schmieden, bohren oder Messer schleifen, konnten auch ganze Modell-Brauereien oder Jahrmärkte betrieben werden. Die Zeit zwischen den Kriegen war dabei die letzte große Blütezeit der Modell-Dampfmaschine in den Kinderzimmern.
Paul Apitzsch - Objekt des Monats November 2023
Am 12. November 2023 jährt sich der Geburtstag des Oelsnitzer Lehrers, Heimatforschers und Wanderbuchautors Paul Apitzsch zum 150. Male. Den geborenen Pegauer führte das Lehrerseminar in Auerbach ins Vogtland - eine Anstellung an der ersten Bürgerschule schließlich nach Oelsnitz, wo er Zeit seines Lebens blieb. Neben seiner Funktionen im Oelsnitzer Schulwesen und Stadtrat, erntete Apitzsch besondere Anerkennung für sein über 40 Jahre anhaltendes Engagement im Brüchner'schen Tourismus- und Verschönerungsverein. Die in unzähligen Wanderungen gemachten Beobachtungen schrieb Paul Apitzsch akribisch auf, sorgte für die Markierung von Wegen und fasste seine Erfahrungen in einem kleinen Wanderbüchlein zusammen. "Wo auf hohen Tannenspitzen" erschien erstmalig 1932 und danach noch in mehreren Auflagen, zuletzt 1990 im Vogtländischen Heimatverlag Neupert. Neben mehreren Ausgaben dieses Buches, die bereits im Teppich- und Heimatmuseum bewahrt wurden, gelangte erst kürzlich als Schenkung ein Teil des Nachlasses von Paul Apitzsch, darunter Wanderkalender der 1930er Jahre und handschriftliche Notizen von seinen Wanderungen oder für seine Veröffentlichungen, in die Museen Schloß Voigtsberg. Es ist ein kleiner heimatkundlicher Schatz, der nun knapp 100 Jahre, nachdem Paul Apitzsch gemeinsam mit anderen Oelsnitzer Bürgern seine Bemühungen um ein Oelsnitzer Heimatmuseum aufgenommen hatte, den Weg in die Nachfolge eben dieses 1937 erstmals eröffneten Museums gefunden hat.
Perlenfischerei in Oelsnitz - Objekt des Monats Oktober 2023
In früheren Zeiten wurde Oelsnitz häufig als Stadt der Erlen und Perlen bezeichnet - während man die Erlen im Elstertal noch finden kann, werden Perlmuscheln seit jüngstem erst wieder neu angesiedelt. Ab dem 15. Jahrhundert ist die Perlenfischerei in Oelsnitz belegt. Dabei ist das Handwerk seit 1590 mit dem Namen Schmirler verbunden. Der Oelsnitzer Tuchmacher Moritz Schmirler erhielt die Ernennung zum ersten kurfürstlichen Perlenfischer und das Gewerbe blieb bis zu seinem Ende im Jahre 1927 in Familienhand. Es waren wohlgiftige Industrieabwässer, die ab Mitte des 19. Jahrhunderts den Lebensraum der Muschel zerstörten. Mit dem Rückgang der Perlenfischerei entwickelte sich ab 1850 in Adorf die Perlmutter-industrie, die zwar bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts existierte, aber bereits mit dem Ausbruch des ersten Weltkriegs ihren Höhepunkt überschritten hatte.
Elektrobügeleisen und Gasbügeleisen um 1920 - Objekt des Monats September 2023
Elektrobügeleisen und Gasbügeleisen mit Überzug, um 1920
Im Hintergrund die Zeitschrift Frauenwelt – Eine Halbmonatsschrift, 1926, Heft 21 (Leihgabe AKKZ)
"Das bisschen Haushalt, macht sich von allein...", hätte ab der Mitte der 20er Jahre das Motto der modernen Hausfrau sein können - wäre der bekannte Schlager nicht erst 1977 erdacht worden. Der Grund für die Erleichterungen im Haushalt liegt an der Verbreitung der Elektrizität ab dem frühen 20. Jahrhundert. Damit veränderten sich auch die Gerätschaften aus eben jener Epoche - so auch das Bügeleisen! Mit dieser Modernisierung der Haushaltstechnik veringerte sich teilweise erheblich die brand. und Verletzungsgefahr und auch der zeitliche Aufwand für Haushaltsführung verringerte sich, so dass die modernen Frauen der 1920er Jahre auch zeit für anderes hatten: Arbeit oder Vergnügungen außer Haus.
Stadtplan von Oelsnitz/Vogtland - Objekt des Monats August 2023
Stadtplan von Oelsnitz/Vogtland
Druckerei F. Ullmann, 1933
Grabungsfunde - Objekt des Monats Juli 2023
Grabungsfunde nach 2000, Schloß Voigtsberg
Während der umfassenden archäologischen Untersuchungen im Rahmen der Sanierung der Kernburg wurden verschiedene Funde gemacht. Hierzu gehören die etwa 30 cm großen steinernen Kugeln, die als Fundstücke im Schloß dauerhaft zu sehen sind. Es handelt sich um Geschosskugeln aus Granit, die vermutlich in die Mitte des 14. Jahrhunderts datieren. Eine dritte Kugel befindet sich überdies in der benachbarten Kellermauer der Kernburg.
Reform-Büstenhalter. - Objekt des Monats Juni 2023
Reform-Büstenhalter
Baumwolle
Hendel & Co., um 1918
Sammlung Museen Schloß Voigtsberg
1865 legte Moritz Hendel mit seiner Korsettfabrik den Grundstein für einen florierenden Industriezweig in Oelsnitz. Während die anderen großen Miederwarenhersteller Burckhardt & Co., Max Bleicher & Co. sowie Hendel & Co. in der DDR im VEB Riosana aufgehen und nach der Wende verschwinden, wird bei Moritz Hendel & Söhne noch heute Damenunterwäsche produziert. Die Abkehr vom Korsett als Hauptprodukt beginnt allerdings für alle gleichermaßen und verstärkt nach dem Ende des Ersten Weltkriegs. Nachdem 1912 „Hautana“, der erste Büstenhalter ohne Längs- und Querstützen aus Fischbein und Knochen, von Sigmund Landauer in Württemberg patentiert wurde, begann der Siegeszug des BHs, der auch dem neuen Lebensgefühl der Frau in der jungen Republik entsprach. Auch in Oelsnitz wurden nach dem Ende des ersten Weltkriegs entsprechend zeitgemäße Damenwäsche produziert, wie das schlichte Stück der Firma Hendel & Co. belegt.
Konvolut Café Lieske, 1. H. 20. Jh. - Objekt des Monats Mai 2023
Konvolut Café Lieske, 1. H. 20. Jh.
Sammlung Museen Schloß Voigtsberg
Bild: Postkarte im Eigenverlag, etwa um 1900.
Albert Lieske gründete 1893 in der Inneren Plauenschen Straße 18 ein Kaffeehaus, das bis in die DDR seinen guten Namen hielt. Das Café „Konditorei Lieske“ wurde 35 Jahre von Albert Lieske selbst geführt, danach von seiner Frau und schließlich von der Tochter. Von 1958 bis 1990 war es als Kaffeestube der HO eines der beliebtesten Lokale in Oelsnitz und wurde damit beinahe 100 Jahre alt.
Buch „Zimperluise“, 1966 - Objekt des Monats April 2023
„Zimperluise“, Dr. Herbert Schulze Buch- und Kunstverlag, 1966
Autorin: Margit Raedel
Ilustratorin: Regine Heinecke, Scherenschnitttechnik
Über eine kleine Katze mit großem Kummer erzählt das von Regine Heinecke liebevoll gestaltete Buch „Zimperluise“. Die Geschichte um die kleine Katze Luise mit den großen Wehwehchen erfand Margit Raedel. 1966 erschien das zehnseitige Pappbilderbuch im Dr. Herbert Schulze Buch- und Kunstverlag mit Motiven in Scherenschnitttechnik, wobei einige Bildelemente partiell übermalt sind. Die kleine Katze Luise klagt Rabe, Schnecke und anderen Tieren ihre verschiedenen Wehwehchen. Doch am Ende ist alles gar nicht so schlimm und Luise amüsiert sich gemeinsam mit den anderen über ihr vermeintliches Leid. Eine kleine Geschichte mit heiteren Bildern.
Wohlfahrtsmarken, BRD 1960-1967 - Objekt des Monats März 2023
Wohlfahrtsmarken, BRD 1960-1967
Motive der Gebrüder Grimm,
Michel und Kieser/ Bert Jäger / Holger H. H. Börnsen / Gyorg Stefalu
Briefmarken umrunden mit Grüßen und allerlei Botschaften die ganze Welt und sind dabei stets eigene kleine Kunstwerke, die besondere Ereignisse, berühmte Persönlichkeiten oder die Kultur ihres Herkunftslandes präsentieren. Ganz spezielle Marken sind dabei die sogenannten Wohlfahrtsmarken. Die erste Serie der Deutschen Post wurde 1949 verlegt - in Anlehnung an ähnliche Wohltätigkeitsaktionen im Deutschen Reich seit 1919. Seitdem wurden und werden regelmäßig - inzwischen zwei Mal im Jahr - neue Serien herausgegeben, die ganz nebenbei Spenden für den guten Zweck generieren.
Die Wohlfahrtsmarken im Bestand der Museen Schloß Voigtsberg wurden im Zeitraum von 1960 bis 1967 von vier verschiedenen Künstlern gestaltet und erzählen in jedem Jahrgang ein anderes Märchen in je vier Bildern. Mit dabei sind die Klassiker sind unter anderem Rotkäppchen, Dornröschen und Frau Holle.
L’ amour désarmé - die entwaffnete Liebe - Objekt des Monats Februar 2023
Albert-Ernest Carrier-Belleuse
L’ amour désarmé - die entwaffnete Liebe
um 1860, Terracotta auf Holzsockel, Höhe: 70 cm
Im zweiten Monat des Jahres 2023 ist die Plastik “L’amour désarmé” des französischen Bildhauers und Zeichners des Naturalismus Albert-Ernest Carrier-Belleuse das Objekt des Monats. Die Terrakotta-Skulptur aus der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts rezipiert eine Begebenheit aus der römischen Mythologie, wonach Venus Amor den Köcher mit Pfeil und Bogen wegnimmt. Die Entwaffnung dient der Erziehung Amors, der allzu wahllos seine Pfeile verschossen und dadurch allzuviel (Liebes-)Kummer verursacht hatte. Nach der entsprechenden Ermahnung wird Amor seinen Köcher zurück erhalten. Enstanden um 1860 ist die Plastik dem Naturlismus zuzuordnen. Die Dynamik der Szene, das Bemühen Amors, seine Waffen zurückzubekommen, während Venus ihn in beschwichtigender Ruhe ansieht, ist meisterhaft in Terrakotta gemeißelt. Carrier-Beleuse pflegte etwa 10 Jahre lang Freundschaft und Zusammenarbeit mit dem jüngeren Bildhauer Auguste Rodin.
„Weltreise-Quartett“ - Objekt des Monats Januar 2023
„Weltreise-Quartett“, Josef Scholz Mainz 1915
Leihgabe von Privatsammler Andreas Müller, Rülzheim
In der mitte des 19. Jahrhunderts begannen zunächst britische, dann amerikanische Schiffahrtsgesellschaften auf ihren Linien Luxusreisen anzubieten. Mark Twain nahm 1867 an einer Kreuzfahrt teil und verarbeitete seine Eindrücke in dem Roman 1873 erschien „Reise um 80 Tagen in die Welt“ von Jules Vernes. Im Jahr 1901 schließlich stach das erste reine Kreuzfahrtschiff, die „Prinzessin Victoria Luise“, hergestellt von der deutschen Reederei Hapag, in See. Das Ziel: Die Karibik. Diese Sehnsuchtsorte waren jedoch nur für die Wenigsten erreichbar und so verwundert es nicht, dass das Thema die Wohnzimmer eroberte. In der Höchstphase des Imperialismus zu Beginn des ersten Weltkrieges erschien das aufwendig illustrierte Weltreise-Quartett der Firma J. W. Spear & Söhne mit 48 großformatigen Spielkarten, die von Ausreise bis Heimreise Natur- und Baudenkmäler sowie kulturelle Aspekte abbilden. Ein Begleitheft mit einer Reisebeschreibung liegt zusätzlich bei.
"Auto-Quartett" - Objekt des Monats Dezember 2022
"Auto-Quartett", ASS 1952
Leihgabe von Sammler Andreas Müller, Rülzheim
Mit dem Werbeslogan "Ein richtiges Jungenspiel - und die werden es dann den Mädchen beibringen!" ging 1952 das erste Auto-Quartett mit durchgehend erfassten technischen Daten zu den abgebildeten Fahrzeugen ins Rennen, also auf den Markt. Als Idee eines Volontärs, mit geringem finanziellen Aufwand, in geringer Stückzahl zu einem vergleichsweise hohen Preis produziert, setzte der Unternehmensvorstand von ASS Stuttgart keine große Hoffnung in den Versuch, den in der Nachkriegszeit schwächelnden Kartenspielmarkt wiederzubeleben. Doch ein Verkaufsschlager war geboren, von dem in den Folgejahren zahllose Auflagen mit insgesamt wohl an die 100.000 Kartenspiele verkauft wurden. Das Spiel wurde zu einem Hit, weil es eine neue, spannende Spieltechnik ermöglichte: das Übertrumpfen. Das auf der Straße erfundene Spiel "Trumpf" wurde vom Hersteller aufgegriffen und machte ihn zum absoluten Marktführer in dem Segment der technischen, häufig verkürzt "Auto-Quartett" genannten Super-Trumpfspiele, dass bis in die 1990er Jahre jährlich hunderte Varianten hervorbrachte.
Der "sächsische Diamant" - Objekt des Monats November 2022
Der "sächsische Diamant"
Topas vom Schneckenstein
Die Topase vom Schneckenstein im vogtländischen Klingenthal haben es als Schmuck sogar bis in das englische Königshaus geschafft. Im 18. Jahrhundert wurden die „Sächsischen Diamanten“, die im Vogtland eine weigelbe Färbung vorweisen, gewerbsmäßig an dem ungewöhnlichen Felsen abgebaut und exportiert. Natürlich besaß auch August der Starke Schmuckstücke vom einzigen Topasfelsen in Europa, die auch noch heute im „Grünen Gewölbe“ in Dresden bestaunt werden können. Einige kleine Exemplare des wertvollen Edelsteins befinden sich auch in der im Mineraliengewölbe auf Schloß Voigtsberg ausgestellten Sammlung des Oelsnitzers Dr. Edgar Schramm.
Der älteste tibetische Teppich der Welt - Objekt des Monats Oktober 2022
Als Objekt des Monats Oktober 2022 wird ein besonderer und weltweit einmaliger Teppich vorgestellt. In der Sonderausstellung „Drumze - Tibetische Teppiche“ befindet sich der bisher älteste, mit der 14C-Methode nachgewiesene, Teppich aus Tibet. Dieser sogenannte Triden stammt aus der tibetischen Region Lhoka, ist in das 15.-17. Jahrhundert datiert und stellt ein Highlight in der Geschichte des tibetischen Teppichs dar.
Wandteppich, um 1985 - Objekt des Monats September 2022
Wandteppich, um 1985
Doppelteppich
Qualität Täbris Super, Dessin: 05, Genre: chinesisch
Der Doppelteppich von 1985 aus dem VEB Halbmond mit dem Motiv einer vermeintlichen Geisha befindet sich in illustrer Gesellschaft. Unter anderem neben dem Sandmännchen und Diana, der Göttin der Jagd ist er in der Dauerusstellung des Teppichmuseums von Schloss Voigtsberg zu sehen. Das recht exotische Sujet lädt zum Fantasieren über den fernen Osten ein.
Regine Heinecke "Selbstbildnis" - Objekt des Monats August 2022
1977 entstand das selbstbewusste Porträt der Künstlerin Regine Heinecke - in der Blüte ihres Lebens und in der Hochphase ihres illustratorischen Schaffens. Sie malt sich selbst "als moderne, schöne, stolze Frau mit großen, neugierigen Augen, feuerrotem Haar und leicht schmollendem Mund, der auf ihren konsequenten, unermüdlichen Arbeitseifer, ihre Unbedingtheit hindeutet, inmitten einer vogtländischen Landschaft, deren Bäume sie streichelnd umschmiegen. Fast wirkt sie selbst wie eine Märchenfigur, und so hat sie sich vielleicht auch gesehen." [Matthias Zwarg, 2021] Es ist ihr einziges malerisches Selbstporträt, daneben existieren nur wenige Zeichnungen. Schon deshalb ist das Gemälde ein besonders persönliches Zeugnis der Künstlerin.
Regine Heinecke: Selbstbildnis, 1977, Öl auf Leinwand, 76 x 57 cm
Heiliger Georg - Objekt des Monats Juli 2022
Der Heilige Georg war und ist - als einer der bekanntesten Heiligen des Christentums - Schutzpatron zahlreicher Kirchen, besonders im süddeutschen Raum. Als Mittelteil eines Hochaltars in einer solchen Kirche wurde wohl auch die naturalistische Figur geschaffen, die aus dem Bestand des Diözesanmuseums Freising anlässlich der Sonderausstellung „Nicht ohne meinen Drachen“ auf Schloß Voigtsberg zu sehen ist. Die Figur fasziniert durch die Details in der Kleidung des Heiligen, durch das wohl um die 100 Jahre jüngeren Gestaltung des Pferdegeschirrs, das teilweise textil ausgeführt ist und durch den Drachen, der klein, aber sehr bewegt und ideenreich gestaltet ist. Vom Typus traditionell besticht die Figur zudem durch ihre sehr gut erhaltene Farbigkeit und ist besonders in der Gegenüberstellung zu gotischen, aber auch historistischen Plastiken bemerkenswert.
Heiliger Georg, Oberbayern, um 1650, Holz, polychrom gefasst, Höhe: 133 cm, Leihgabe Diözesanmuseum Freising
Turmuhr Schloß Voigtsberg - Objekt des Monats Juni 2022
Jahrzehntelang fristete sie ihr Dasein, immer sichtbar und doch unbemerkt, hoch über den Köpfen aller Schlossbesucher. Die Uhr, deren Ziffernblatt im Durchmesser doch immerhin über einen Meter misst, wurde Mitte des 19. Jahrhunderts an der Ostseite des Bergfrieds eingesetzt, auf ungefähr 15 Metern Höhe. Mit dem großangelegten Umbau der Schlossanlage zwischen 1898 und 1910 erfolgte die Verlegung der Turmuhr knapp unter die Traufe und mit Blick nach Norden, in Richtung des großen Schlosshofes. Und dort war sie über 100 Jahre lang Wind und Wetter ausgesetzt. Nun haben das stark verwitterte Ziffernblatt der Gefängnisuhr und ein Teil des Räderwerks neben anderen Fundstücken der Sanierung ihre vorerst letzte Ruhestätte in der Ausstellung im sanierten Bergfried gefunden.
Der Drachenstich - Furth im Wald - Objekt des Monats Mai 2022
Seit 500 Jahren lebt in Furth im Wald ein Drache und wird Jahr für Jahr „gestochen“. Das Volksschauspiel, das noch heute den ganzen Ort in seinen Bann zieht und jährlich über 1500 Teilnehmende hat, war ursprünglich Teil eines religiösen Fronleichnamszuges: Ein als St. Georg gekleideter Reiter kämpft gegen einen Drachen – eine zeitlose Parabel auf den Kampf des Guten gegen das Böse. Nachdem die verantwortlichen Geistlichen das Spektakel verboten, tat sich die Further Bürgerschaft zusammen - Man erhielt sich sein Drachenstechen losgelöst von der Kirche als vereinsgetragenes Volksfest, das nun seit 2018 ins bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurde – nachdem der jüngste Drache „Tradinno“ mit insgesamt 15,50 Metern Länge und 12 Metern Flügelspannweite als weltweit größter vierbeiniger Schreitroboter schon 2010 ins Guinnessbuch der Rekorde eingetragen wurde. Der knapp 3 Meter lange Drache, der in der Ausstellung „Nicht ohne meinen Drachen. Der heilige Georg in der Überlieferung“ zu sehen ist, ist einer von vielen in Eigenbau entstandenen „Hinterhofdrachen“ von Further Familien.
Max Schneider „Hainbachtal“ - Objekt des Monats April 2022
Dass die vogtländische Landschaft zu jeder Jahreszeit wunderschön sein kann, verstand kaum einer in zarteren Tönen festzuhalten als Max Schneider, der 1903 in Oelsnitz geboren wurde und über 30 Jahre nicht nur, aber vor allem Landschaftsimpressionen aus seiner Heimat geschaffen hat. Da die empfindlichen Aquarelle und Pastelle nicht für eine dauerhafte museale Präsentation geeignet sind, schlummern sie meist im Depot. Passend zur Jahreszeit wird in diesem Monat eine Darstellung des Hainbachtals – an dem Fernwanderweg E3, gleich hinter dem Voigtsberg gelegen - in frühlingszartem Grün aus dem Bestand der Museen Schloß Voigtsberg zu sehen sein.
Max Schneider „Hainbachtal“, Pastell, 24 x 33 cm, 1966, Sammlung Museen Schloß Voigtsberg
Vertikaler Knüpfrahmen (Tantri) mit angewebten Thronteppich - Objekt des Monats März 2022
Die Geschichte des tibetischen Teppichs führt weiter zurück als bisher angenommen. Schon früh wurden verschiedene Web- und Knüpftechniken genutzt. Die älteste Webtechnik kam beim Weben der Bahnen für die Schwarzhaarzelte mit einem Rückengurtwebstuhl zum Einsatz. Für die meisten Webstoffe, wie zum Beispiel Wollstoff für die Oberkleidung oder für Hemden und bunte Schürzen wurden auf einem horizontalen Schaftwebstuhl hergestellt.
Für die typischen tibetischen Teppiche und ganz besonders für die Klosterteppiche mit hohem Flor wird ein ganz spezieller vertikaler Knüpfrahmen verwendet, welcher als Objekt des Monats März vorgestellt wird. Diese Knüpfrahmen werden aus den verschiedensten Materialien wie Holz oder Metall hergestellt und seiner Größe dem zu fertigenden Teppich angepasst.
Der tibetische vertikale Webstuhl „Tantri“ , welcher in der Sonderausstellung „Drumze - Tibetische Teppiche“ zu sehen ist, wurde extra von einer Teppichknüpferfamilie aus dem Wangdental im Dorf Gabu für diese Ausstellung angefertigt. Bemerkenswert ist hier auch der angeknüpfte Teppich, der das so typische Symbol des Doppeldorje, ein gekreuzter Vajra, als Zentralmotiv zeigt. Dieses wird nur in quadratischen Thronteppichen verwendet, ist eine Besonderheit der Wangden Drumze Teppiche und nur praktizierenden Buddhisten und Lamas vorbehalten.
Vertikaler Knüpfrahmen (Tantri) mit angewebten Thronteppich, Dorf Gabu, Wangdental, Tibet, 2021, Holz, Schafwolle, Sammlung Museen Schloß Voigtsberg
Böhmisches Marionettentheater - Objekt des Monats Februar 2022
Böhmisches Marionettentheater ist nicht nur schön und unterhaltsam, sondern seit Anfang dieses Jahres auch Immaterielles Weltkulturerbe! In diesem Video stellt euch Museumspädagogin Martha Neupert ein um 1929 angefertigtes Marionettentheater aus dem Kreis Karlsbad vor, das als Leihgabe aus dem Depot Pohl-Ströher in Gelenau im Rahmen der Sonderausstellung "Am Kranze die Lichter - Weihnachten im Dreiländereck" aktuell in den Museen Schloß Voigtsberg zu sehen ist. Dieses böhmische Marionettentheater ist unser Objekt des Monats Februar im Jahr 2022!
In partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit den Städten Aš und Rehau wurde diese Ausstellung gemeinsam erarbeitet und zum Teil durch den Kleinprojektefonds der EUREGIO EGRENSIS finanziert.
Pflaumentoffel - Objekt des Monats Januar 2022
Das erste Objekt des Monats im Jahr 2022 ist ein traditioneller sächsischer Glücksbringer, der aktuell in der Sonderausstellung "Am Kranze die Lichter. Weihnachten im Dreiländereck" zu sehen ist. Mit Erläuterungen zum Dresdner Pflaumentoffel wünschen die Museen Schloß Voigtsberg allen digitalen wie analogen Besucher*innen ein frohes und gesundes neues Jahr!
Der "Moosmaa" - Objekt des Monats Dezember 2021
Museumspädagogin Martha Neupert nimmt euch mit in die Welt der vogtländischen Moosleute. Das Objekt des Monats Dezember stammt diesmal aus unserer aktuellen Sonderausstellung: "Am Kranze die Lichter - Weihnachten im Dreiländereck - Vánoce v Trojzemí" welche coronabedingt aktuell leider geschlossen ist. Mit Unterstützung der Europäischen Union wird diese Sonderausstellung auf Schloß Voigtsberg verwirklicht.
Regine Heineckes: Keramikschafen - Objekt des Monats November 2021
Am 7. November 2021 jährt sich der Tod der Malerin und Grafikerin Regine Heinecke zum zweiten Mal. Vieles ist in der Welt seitdem passiert. Einiges davon hätte die wortgewandte Künstlerin sicher hintersinnig zu kommentieren gewusst. Um Worte - wie um Bilder - war sie nie verlegen. Dabei legte sie sich über die Jahre ein "dickes Fell" zu - wie ihr steter Begleiter: das Schaf. Anlässlich ihres zweiten Todestages werden erstmalig private Objekte aus ihrem Besitz ausgestellt. Das Schaf spielte dabei als Inspirationsquelle und Dekorationsobjekt gleichermaßen eine große Rolle. Bei diesen beiden Keramikschafen, die Aufstellung im Atelier der Künstlerin gefunden hatten, wurden die Frisuren aus echtem Schaffell nachträglich ergänzt. In ihren Unterlagen finden sich zudem zahlreiche naturwissenschaftliche und literarische Publikationen zum Schaf, wie auch immer wieder neue assoziative Wortspiele in Briefen etc. So beeindruckte sie nicht nur die symbolische Bedeutung des Schafes – beispielsweise das Lamm im christlichen Glauben – sondern auch sein „dickes Fell“.
12 Ton-Abzeichen des Kriegs-Winterhilfswerk 1939/40 - Objekt des Monats Oktober 2021
Anlässlich des Tags der deutschen Einheit beschäftigt sich das Objekt des Monats Oktober mit dem „politischen“ Wilhelm Busch. Abgesehen von dem zufälligen Einsatz als 16- jähriger Schüler auf Seiten der Verteidiger gegen die bürgerliche Revolution 1848, verstand sich Wilhelm Busch doch besser auf das Allgemein-Menschliche und Gesellschaftliche und äußerte sich kaum zu aktuellem politischen Geschehen. Gerade deshalb eigneten sich Figuren aus seinen Geschichten hervorragend als Sammelobjekte für die vom NS-Regime angeordneten und organisierten Spendenaktionen im Rahmen von Straßensammlungen durch das Kriegs-Winterhilfswerk 1939/40. Die Geschichten waren bekannt und beliebt. So sollten „die lustigen Wilhelm Busch Abzeichen“ die Spendenbereitschaft der Bevölkerung erhöhen. Die kleinen, teilweise bemalten Ton-Abzeichen wurden in Millionenauflagen hergestellt und sorgten auch für Millionen-Einnahmen.
Modell von Schloß Voigtsberg, Zustand um 1858 - Objekt des Monats September 2021
"Die Vergangenheit vermitteln - begreifbar werden lassen - ist schon seit der ersten Gründung des Teppich- und Heimatmuseums auf Schloß Voigtsberg eines der wichtigsten Ziele. Durch die Anfertigung eines großen Burgmodells auf einem Grundriss von 2 x 1 Meter wurde in den 1990er Jahren hier ein Meilenstein geschaffen. ABM-Kräfte fertigten in Handarbeit aus Naturmaterialien ein maßstabsgerechtes Modell an, dass einen Umbruchsmoment in der Geschichte des Schlosses dokumentiert. Der Wandel in dieser Zeit - vom Amtssitz hin zum Gefängnis - ging mit massiven architektonischen Veränderungen bis Ende des 19. Jahrhunderts einher, die heute das Erscheinungsbild von Schloß Voigtsberg stark prägen und deren vergleichsweise geringes Alter durch das Modell deutlich vor Augen geführt werden.
Kinder-Pappbuch „Karli und Pauline“, 1971 - Objekt des Monats August 2021
Die Erstveröffentlichung des Kinder-Pappbuchs „Karli und Pauline“ war im Jahre 1971 – also genau vor 50 Jahren. Das Kinderbuch mit insgesamt sieben Auflagen, wurde im Postreiter Verlag Halle verlegt und ganz in der Nähe ,im Sachsendruck in Plauen, gedruckt. Der Postreiter Verlag Halle war der zweitgrößten Kinderbuchverlag der DDR. 1994 fusionierte er mit dem Kinderbuchverlag Berlin, der ebenfalls ein Verlag aus Ostberlin war. Die letzte Auflage erschien im Jahre 1986. Unser Kinderbuch stammt aus der 3. Auflage aus dem Jahre 1975. Den Text in Reimform schrieb Fred Reinke. Er wurde 1936 in Halle/Saale geboren, studierte Journalistik und Kulturwissenschaften in Leipzig und Berlin und war als selbstständiger Journalist tätig. Zudem verfasste er einige Kinderbücher in seiner Laufbahn – darunter „Zar Wasserwirbel fährt Trabant“, „Uli und der Schneemann Max“- und auch den Text für „Karli und Pauline“. Die Illustrationen erarbeitete Regine Heinecke mit einer Mischtechnik. Durch ihre bunten, detailverliebten und fantasievollen Illustrationen lässt sie diese Worte lebendig werden.
In diesem Kinderbuch erfolgt ein Einblick in den Alltag einer Puppenfamilie. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die beiden Geschwister: der Hampelmann Karli und Pauline die Puppe. Es ist Zeit ins Bettchen zu gehen und wer kennt es nicht auch selbst, die beiden könnten noch ganz lange weiter spielen. Und auch die Uhr dreht sich weiter, Doch heute ist alles ein wenig anders, die Uhr ist stehen geblieben und so können die Beiden noch weiter spielen, bis die Puppenmutter kommt. Und dann heißt es auch für Karli und Pauline: „Gute Nacht“.
Hans Huckebein, der Unglücksrabe, 1867 - Objekt des Monats Juli 2021
Erstveröffentlichung als Fortsetzungsreihe in: »Über Land und Meer«, Stuttgart, Eduard Hallberger, X. Jahrgang (Oktober 1867 – September 1868), 1/13, 3/45, 5/77, 8/125
„Obwohl sein Ende mich bewegt,
Ich durft es anders nicht vermelden,
Er stirbt, denn tragisch angelegt,
War der Charakter dieses Helden.“
(Wilhelm Busch in einem Brief an einen gewissen Herr Dr. Werner)
Orientstickteppich im Dessin des Wiener Jagdteppichs - Objekt des Monats Juni 2021
Zum Objekt des Monats Juni 2021 wird ein in zweifacher Hinsicht besonderer Teppich vorgestellt. Mit der Orientsticktechnik, erstmals 1926 für die Teppichfabrikzentrale A.G. patentiert, wurde durch die Tetex GmbH in den 1950er Jahren ein Teppich gestickt, welcher dem Dessin des berühmten Wiener Jagdteppichs nachempfunden ist. Der Wiener Jagdteppich gehört zur Schausammlung des MAK in Wien und ist einer der außergewöhnlichsten antiken Seidenteppiche überhaupt. Er stammt aus der Zeit der Safawiden und wird in die erste Hälfte des 16. Jh. datiert.
Der nach diesem Vorbild hergestellte Orientstickteppich, gestickt mit der Einnadel-Kurbel-Teppichstickmaschine ist eine Meisterleistung maschinell hergestellter Teppiche. Er erscheint genauso detailreich wie sein Original.
Max und Moritz auf Vogtländisch - Objekt des Monats Mai 2021
Im Monat Mai dreht sich alles um die Sonderausstellung „Wilhelm Busch. Böse Buben und brave Bürger“, die in den ehrwürdigen Mauern der historischen Kernburg auf Besucher*innen wartet. Bis zum 24. Oktober werden über 200 Objekte rund um Wilhelm Buschs Lausbuben-Geschichten und andere Werke zu sehen sein. Darunter findet sich eine eindrucksvolle Bandbreite unterschiedlichster Alltagsartikel, aber auch Porzellan und Holzfiguren, Sammelobjekte und natürlich Bücher, Bücher, Bücher. Max und Moritz – die bekannteste Bildergeschichte Wilhelm Buschs wurde seit ihrem Erscheinen 1865 über 300 Mal in verschiedene Sprachen und Dialekte übersetzt. Und in den 1990er Jahren auch ins Vogtländische – gleich zwei Mal. Die beiden Ausgaben von Irene Kasselmann und Gertraude Adler sind die Objekte des Monats Mai 2021.
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VÜRSPANN
Horcht schie auf, wos iech drziehl!
Biese Kinner gibt's halt viel.
Max e Muritz, die zwee Bossen
habn ne Vugel ogeschossen.
Habn af gar kaa Wort gehärt,
siech en Dreck üm wos geschärt.
Ge, se habn zegoar gelacht,
hot ihn aans de Kur gemacht.
Woars net lang meitog esue,
aß de Biesigkeit nimmt zu?
Viehlich schinden, rümzehausen,
Leit veroarschen, Apfel mausen,
is des epper net oarg schie,
schenner wie ze Körng ze giehe?
Stilln mr drin dr Schul uns plong?
"Naar" här iech die Biesen song.
Zito is des grod net schlimm;
när, wor rüm kimmt, kimmt aah nümm!
Hend, se warn fei ze verdorm,
deswegn sei se gung gestorm.
Alles, wos se lacht gemacht,
do is ze Papier gebracht.aus Max und Moritz, Gertraude Adler, 1996
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Glei vurndroa (Zen Geleit)
Wer vun de Kinner wos vorstett,
maant: ,,Hend, suewos gibbt's goarnet!"
Wos Max e Muritz sue getriem,
is do fer alle afgeschriem.
De Rubel hobn net zugeheert,
wenn se aans moll hoot belehrt.
Se hobn när flaamisch laut gekörrt
,,Pfeifele, wos as uns wörd!"
Tog e Nacht hobn se gesunne
- und aa dauernd wos gefunne -,
ne Leiten Bieses oazetoa.
Zegoar is Viech koam net drvoa.
Alm, wie hobn se dös gequeeltl
Hobn meitog drinn dr Schul gefehlt.
Se hobn siech vur dr Körsch gegraust.
Hobn Epfel, Pflaume, Börn gemaust.
Se hobn gegauchzt: ,,Dös Leem is schie!"
Kunnten die dös net vorstieh,
aß dös Akstern deerf net gebn?
De Kerl vorsauten siech ihr Leem!
Wer vun de Kinner wos vorstett,
der waß, wie dös ze Ende gett!Irene Kasselmanns vergnügliche Buschgeschichten auf Vogtländisch, Irene Kasselmann, 1999
Teppich-Musterbuch - Fa. Koch & te Kock, 1931 - Objekt des Monats April 2021
Musterkatalog für Teppiche, 1931, Hersteller: Teppichfabrik Halbmond Koch & te Kock, 26 Seiten, Format: 43 x 31 cm
In den Museen Schloß Voigtsberg, speziell in der Sammlung des Teppichmuseums Oelsnitz/Vogtl., befindet sich ein Musterkatalog der 1880 in Oelsnitz i. Vogtland gegründeten Halbmond Teppichfabrik Koch & te Kock. Das als Objekt des Monats April 2021 ausgesuchte Musterbuch stammt aus dem Jahre 1931, ein Jahr nachdem 50-jährigen Firmenjubiläum der Teppichfabrik. Teppiche aus Oelsnitz i. Vogtland waren zu dieser Zeit weltberühmt und die Erzeugnisse wurden in alle Welt geliefert. Das vorliegende Musterbuch spiegelt mit einem vielfältigen Angebot an Teppichen, Vorlegern, Läufern, Rollenwaren, Diwandecken, Kinderspielteppichen, alles in verschiedensten Qualitäten und Größen angeboten, den Marktführer wider, welchen die Teppichfabrik zu dieser Zeit inne hatte. Im Musterkatalog wurden dem Kunden viele verschiedene Designs wie orientalische, asiatische und klassische Designs, teilweise auch in unterschiedlichen Farbvarianten, sowie Teppichmuster, entworfen nach dem Geschmack der Zeit, angeboten. Der 26-seitige Katalog besticht auch mit einem großen Format von 43 x 31 cm, mit Farbdrucken der angebotenen Teppichen, der goldenen Schrift auf schwarzem Karton sowie mit verschiedenen Sprachen für Kunden in aller Welt.
Stangenglas "Herrschaft Voigtsbergk" - Objekt des Monats März 2021
Stangenglas
um 1880, grünes Glas mit Glasdekor, Emailmalerei, Schriftzug „Herrschaft Voigtsbergk, Anno 1318“, Wappen der Voigte von Straßberg, Höhe:25,5 cm, Breite Stand 10,5 cm, Breite Kuppe: 7,3 cm
Hirsch-Schlitten - Objekt des Monats Februar 2021
Hirsch-Schlitten
Holz, teilweise farbig gefasst
unvollständig erhalten
vogtländisch, um 1900
Neujahrskarte - Objekt des Monats Januar 2021
Postkarte "Bonne année"
Albert Bergeret, Nancy, 1904
Fabrikansichten Halbmond Teppichwerke - Objekt des Monats Dezember 2020
Im Jahr des 140-jährigen Bestehens der Teppichfabrik in Oelsnitz/Vogtl., kurz vor dem Abriss der historischen Gebäude, befasst sich das Objekt des Monats Dezember mit einer Darstellung des Firmengeländes, einem Ölgemälde aus dem Atelier Bollhagen in Bremen, dass 1930 anlässlich des 50-jährigen Jubiläums im Auftrag von Koch & te Kock angefertigt wurde. Es zeigt in künstlerischer Art und Weise das Firmengelände mit den Produktionsgebäuden, dem Wohnhaus von Carl Wilhelm Koch und den Beamtenhäusern, eingerahmt vom Elsterlauf und den Gleisen der Deutschen Reichsbahn. In den 1930er Jahren lösten allmählich auch Fotografien, speziell durch Luftaufnahmen, solche malerischen Darstellungen ab. Eine weitere ungewöhnliche Firmenansicht in der Dauerausstellung des Teppichmuseums entstand anlässlich des gleichen Jubiläums auf weißen Fliesen mit blauer Bemalung der Königlichen Delfter Fayence Fabrik..
In diesem Video stellt unsere Museumsmitarbeiterin Helga Hartenstein zwei Fabrikansichten der Halbmond Teppichwerke vor. Unser Objekt des Monats Dezember 2020.
"Regine" von Regine Heinecke - Objekt des Monats November 2020
"Regine“
nach Theodor Storm, 2007
Lithografie mit Kreiden, Stiften und Kalligrafie überarbeitet, circa 60x40 cm
Mit ihrer Illustration zu Theodor Storms Gedicht „Regine“ vereint Regine Heinecke ihre vielfältigen Fähigkeiten und künstlerischen Facetten. Bereits in ihren Kindesjahren übte sie sich geduldig im Zeichnen, erlernte später den Beruf der Offsetretuscherin/Lithografin. Ist sie den meisten als phantasievolle Kinder- und Märchenbuchillustratorin der DDR im Gedächtnis geblieben, widmet sie sich mit „Regine“ anspruchsvoller Literatur.
Regine - auch als Himmelskönigin bekannt - entfacht als Morgen- und Abendstern die Liebe wie auch den Krieg. Symbole und Figuren des Gedichts finden sich in der Illustration der Künstlerin wieder und werden von den unterschiedlichen künstlerischen Techniken unterstützt. So finden Erscheinungen wie der Mond, die Wolken und der Nebel im Wald ihren Platz. Die Sehnsucht, die im Gedicht anklingt, sowie die Aussichtslosigkeit und Ungewissheit werden durch die Überarbeitung der Lithografie mittels Kreide und Stifte verdeutlicht. Durch die Verwendung kalligrafischer Elemente entstehen besondere Akzente, die Gedicht und Illustration vereinen und die Verse Storms lebendig werden lassen.
Samo Kramberger - Death and the maiden - Objekt des Monats Oktober 2020
Der slowenische Gestalter und Künstler Samo Kramberger begann sein plastisches Arbeiten mit Figuren zu Filmen wie Star Wars oder Nightmare und Computerspielen wie Fallout und Diablo III. Auch seine freien Arbeiten, wie die mit viel Liebe zum Detail aus verschiedenen Materialien zusammengesetzte und modellierte Figurengruppe „death and the maiden“ lassen in Ausdruck und Stimmung die Inspiration durch düster-morbide, fantastische Filme erkennen. Es ist eine moderne Interpretation des traditionellen Themas von Tod und Mädchen, die den Tod mit zerschlissen wehendem Umhang und Sense auf einem wehrhaft gekleideten Pferd zeigt, vor allem aber die Frau stolz und furchtlos zeigt. Eine fragile Plastik, die zunächst als Leihgabe in der Sonderausstellung „Leben. Lust. Leiden. Der Tod und das Mädchen“ zu sehen war und nun in die Sammlung der Museen Schloß Voigtsberg eingeht.
Kinderteppich, Koch & te Kock, Chenille-Axminster -Objekt des Monats September 2020
1930 feiert die Firma Koch & te Kock mit großem Aufwand ihr fünfzigjähriges Bestehen. Zu Recht: Erreichte sie doch 1925 im Mitarbeiterstamm und in der Produktivität endlich wieder das Vorkriegsniveau, mit dem das Unternehmen die größte Teppich-Fabrikation Deutschlands mit internationalem Kundenstamm war.
Doch neue Kunden wurden nicht nur in anderen Ländern gesucht: Ab Ende der 1920er Jahre führte Leonhard Koch – Sohn des Firmengründers und alleiniger Inhaber ab 1925 – die Produktgruppe der Kinderteppiche ein, mit der er auch dem sich verändernden Umgang mit Kindern Rechnung trug. Von Schneewittchen und den sieben Zwergen über plüschige Teddybären bis hin zum lustigen Mohr finden sich viele Motive auf den Teppichen dieser Zeit.
Farbenfroh gestaltet stehen und spielen die einzelnen Figuren nebeneinander und übereinander, um in den Kinderzimmern ihre jungen Besitzer zu erfreuen – so auch das Exemplar mit hellblauem Hintergrund, dessen Details im Teppichmuseum zu bewundern sind.
Büstenhalter und Hüfthalter 1945 - Objekt des Monats August 2020
Seit 1865 tragen Frauen Miederwaren aus Oelsnitz/Vogtl. Bis heute produziert die Firma Moritz Hendel & Söhne den aktuellen Schönheitsidealen und Moden entsprechend Wäsche für Damen und hat sich dabei immer wieder neu erfunden. Auch Not macht bekanntlich erfinderisch.
Im Zweiten Weltkrieg und der Zeit danach stehen die Frauen ihren Mann, verrichten schwerste körperliche Arbeit und kleiden sich in das, was sie auftreiben können. Praktisch muss das Darunter sein. Industrie wie Privatpersonen improvisieren und helfen sich mit Ersatzmaterialien in Zeiten von Rohstoffknappheit aus. Das Wäsche-Set aus alten Scheuertüchern ist also kein Unikat, sondern Ergebnis industrieller Fertigung aus Material, das von der Kundin selbst zugeliefert wurde.
„Auch ein Totentanz“ - Alfred Rethel - Objekt des Monats Juli 2020
Der sechsteilige Holzschnittzyklus des bekannten Historienmalers Alfred Rethel wurde in seiner Entstehungszeit besonders in konservativen Kreisen als kluger Kommentar zu den Aufständen der bürgerlichen Revolution gefeiert. In mehreren Auflagen wurden in kürzester Zeit 15.000 Exemplare der Mappe verlegt und verkauft. Heute schwankt die politische Bewertung des Zyklus zwischen der Verurteilung als reaktionäres Propaganda-Stück und der Bezeichnung als humanitäres Werk, das sich grundsätzlich gegen Gewalt positioniert. Einig ist sich die Kunstgeschichte jedoch über die künstlerische Qualität der Grafiken: „Seit Holbein und Dürer ist der Tod in der Kunst keines einzigen Landes so gewaltig und so monumental gestaltet worden.“ (Eduard Fuchs, Der Weltkrieg in der Karikatur, 1916)
Das Mädchen und der Tod, Regine Heinecke (1938-2019) - Objekt des Monats Juni 2020
Die Liebesgedichte der schönen Lyoner Seiler Louise Labé, welche erstmals 1555 erschienen, besingen eine intensive, hocherotische, doch unglückliche Liebe. Die Klage über das unerfüllte Liebesverlangen ist getragen vom nachhaltigen Anspruch auf Glück und vom Bekenntnis zur Sinnesfreude. Elegisch beschreibt Labé in den Sonetten ihre Liebe, ihre Leiden bis hin zur Erlösung ihrer Unerfülltheit durch den Tod. Regine Heinecke illustrierte die in diesem Band vorliegenden 24 Sonette in einer Nachdichutng Paul Zechs mit je ganzseitigen Abbildungen, die die elegische Leidenschaftlichkeit der Gedichte, erzählend von Liebe, Leiden und Tod – irrational und zwischenweltlich – in einer surrealistischen und schwebend-pastosen Darstellungsweise interpretieren. Die Illustration zu Sonett XIV greift dabei passend zur Dichtung das alte Motiv des fidelnden Todes auf, der die Frau mit der Musik in seinen Bann zieht.
Liedpostkarte Wetzsteinbrauerei - Objekt des Monats Mai 2020
Heiliger Georg - Objekt des Monats April 2020
Heiliger Georg
Anonymer Meister (anglo-normannisch)
Ende 15. Jahrhundert
Granit mit originaler Farbfassung
110,5 x 90 x 23 cm
Akzisefreier Trinkbranntwein für Bergarbeiter - Objekt des Monats März 2020
Zur Grundausstattung eines Bergmannes gehörte neben dem „Geleucht“ noch allerhand Ausrüstung, wie das „Gezähe“, die „Keilhaue“ oder das „Arschleder“. Diese und viele weitere Gegenstände waren für die schwere Arbeit über und unter Tage unerlässlich. Mindestens ebenso wichtig für die gesottenen Bergmänner war der als „Kumpeltod“ bekannt gewordene akzisefreie Trinkbranntwein für Bergarbeiter. Wegen der besonders harten Arbeitsbedingungen und der enormen Bedeutung des Bergbaus für die Wirtschaft der DDR erhielten die Bergleute monatlich sogenannte Erschwerniszulagen, von denen der „Schachtschnaps“ oder „Wismutfusel“ eine der beliebtesten war. Der Weiterverkauf der in Lauter im Erzgebirge hergestellten Spirituose war dabei laut Etikett untersagt!
Dies ist heute anders: Mittlerweile ist der, nun als „Bergarbeiter Trinkklarer“ bezeichnete, Schnaps mit nahezu unverändertem Etikett freiverkäuflich erhältlich – allerdings nicht mehr steuerfrei.
Einnadel-Kurbel-Teppichstickmaschine - Objekt des Monats Februar 2020
Einnadel-Kurbel-Teppichstickmaschine, 1920er Jahre
Die Einnadel-Kurbel-Teppichstickmaschine gehört zu den innovativen Erfindungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der sogenannte „Orientstickkopf“ wurde 1926 für die Teppichfabrik-Zentrale A.-G. patentiert. Im gleichen Jahr wurde mit der Produktion von Orientstickteppichen begonnen. Mit der maschinell betriebenen Orientstickmaschine konnten originalgetreue Teppiche nach historischen orientalischen Mustern hergestellt werden. Die hier als Objekt des Monats Februar vorgestellte Orientstickmaschine ist anlässlich des „Jahres der Industriekultur 2020 in Sachsen“ in der Sonderausstellung „Orientstickteppiche – Perser aus Deutschland“ im Teppichmuseum Oelsnitz/Vogtl. zu sehen. Mit ihr wurden wahrscheinlich seit Ende der 1920iger Jahre bei der Tefzet A.-G. und bis 1972 im VEB Halbmond-Teppiche Oelsnitz/Vogtl. Orientstickteppiche produziert.
Kaufmannsladen - Moritz Gottschalk - Objekt des Monats Januar 2020
Objekt des Monats Januar – Kaufmannsladen, um 1875, Moritz Gottschalk, 67 x 29 x 38 cm
Die Firma Moritz Gottschalk wurde 1873 in Marienberg gegründet und produzierte bis zur Eingliederung in den VEB Holzspielwaren Marienberg 1972 (später VEB VERO Olbernhau) unter dem selben Firmennamen höchst erfolgreich Puppenhäuser, Kaufmannsläden und andere Spielwelten aus Holz.
Bereits in der Anfangszeit fielen die Gottschalkschen Kaufmannsläden durch qualitätvolle Verarbeitung auf und zeichneten sich durch eine klassische, anpassungsfähige Grundstruktur aus, die bis in die 1930er Jahre durch geringe Anpassungen in der Ornamentik der Holzelemente und im Design von Tapete und Boden stets modern gehalten wurde. Ein Kaufmannsladen aus den ersten Produktionsjahren des Unternehmens mit größtenteils originalem Zubehör ist als eine besondere Rarität in der Sonderausstellung „Komm mal kaufen! Kaufmannsläden aus zwei Jahrhunderten“ zu sehen und deshalb unser erstes Objekt des Monats im Jahr 2020. Das Zubehör, wie Zuckerhüte und Verkaufsschächtelchen, wurde dabei um 1875 noch von der Fa. Moritz Gottschalk selbst aus Produktionsabfällen gefertigt und an den Kunden mitgeliefert. Davon kam man in den folgenden Jahrzehnten nach und nach völlig ab.
Weihnachtspyramide mit Paradiesgarten - Objekt des Monats Dezember 2019
Weihnachtspyramide mit Paradiesgarten, um 1930
Die Pyramide als weihnachtlicher Lichterschmuck ist eines der traditionellen Erzeugnisse erzgebirgischer Volkskunst und ist seit dem 18. Jahrhundert auch unter dieser Bezeichnung bekannt. Mit ihrem hellen Licht und den durch das Drehen verlebendigten Zierfiguren sollten sie die dunkle Zeit erhellen und Unheil und böse Geister vertreiben.
Wie auch das hier vorgestellte Exemplar aus den 1930er Jahren wurden Weihnachtspyramiden bis ins 20. Jahrhundert häufig in heimischer Handarbeit produziert. Das hölzerne Objekt mit Flügeln aus Pappe ist nicht mehr in seiner originalen Farbigkeit, sondern in einer Übermalung aus den 1990er Jahren erhalten. Eine Besonderheit ist der Paradiesgartenvorbau, der ursprünglich wohl mit Moos ausgelegt und mit allerlei Tierfiguren und zahlreichen Bäumen ausgestattet war. Die verlorenen Original-Figuren wurden deshalb auch in neuerer Zeit durch Wald- und Jagdszenen ersetzt.
Regine Heinecke „Niemandsland“ - Objekt des Monats November 2019
Regine Heinecke „Niemandsland“, Öl auf Leinwand, 1989
Die Künstlerin Regine Heinecke wurde in Zwickau geboren, wuchs im Leipziger Umland auf und entdeckte und entfaltete in und um Leipzig ihre künstlerische Ader. Dem städtischen Trubel und Klüngel den Rücken kehrend, wendete sie sich bereits 1961 – im Jahr des Mauerbaus – ins Vogtland. Damit verschlug sie es in eine Region, die durch ihre landschaftlichen Reize, einen besonderen Menschenschlag und die Nähe zur innerdeutschen Grenze geprägt ist. So verwundert es nicht, dass sich Regine Heinecke zur Wendezeit mit dem Thema der Grenze auseinandersetzte und dabei tatsächlich ein Stück davon in ihrem Werk verarbeitete, wo es heute an Zustände erinnert, die mittlerweile Geschichte geworden sind und dennoch wohl stets Aktualität bewahren werden.
„Der Alte“ - Objekt des Monats Oktober 2019
- Hersteller: Koch & te Kock
- Datierung: 1881
- Technik: Chenille-Axminster
- Maße: 3,50 m x 4,50 m
- Genre/Stil: Kleinasien
- Dessin: 138
- Flor: Wolle
- Dichte: 20 Strang (Chenille) auf 10 cm
Der sogenannte „Alte“ ist ein Paradestück für unternehmerischen Willen und Kampf mit den Widrigkeiten der zur Verfügung stehenden Technik. Im ersten Produktionsjahr der neu gegründeten Oelsnitzer Firma Koch & te Kock, 1881, entstand der 3,50 m x 4,50 m große Salonteppich auf einem Chenille-Axmister-Webstuhl mit einer Durchlaufbreite von gerade mal 60 cm. Auf der Rückseite wird seine “Bauweise” sichtbar: 4 separat gewebte Stücke sind bei geschickter Ausnutzung des Rapports längs aneinander genäht und bilden das Mittelfeld. Die im passenden Muster gewebte Borte wurde zugeschnitten und am Mittelteil angenäht.
In den 1930er Jahren kam er nach einer Haushaltsauflösung wieder zurück zum Hersteller, wurde ausgebessert und im Fabrikmuseum von Koch & te Kock als Glanzstück gezeigt. Im Jahre 1978 gelangte der Teppich als Schenkung des VEB Halbmond-Teppiche Oelsnitz in das Heimat- und Teppichmuseum auf Schloss Voigtsberg und zählt noch heute zu den beeindruckendsten Objekten der Ausstellung.
Aluminium-Teller, Läusekamm & ein Paar Stoffschuhe - September 2019
Nach Neugliederungen in der Verwaltungsstruktur des kurfürstlichen Sachsen um 1856 wandelte sich die historische Schloßanlage auf dem Voigtsberg vom Amtssitz zum Gefängnis. Ab 1874 diente die „Sächsische Landesanstalt zu Voigtsberg“ dann 50 Jahre lang als Strafanstalt für Frauen. In der landläufig als Weiberkorrektionsanstalt oder Weiberzuchthaus bekannt gewordenen Einrichtung lebten zeitweise über 300 Insassinnen. Für die Architektur der Anlage war dies eine besonders prägende Zeit, wurden doch zwischen 1898 und 1900 umfassende bauliche Veränderungen im Äußeren wie im Inneren vorgenommen, um die wachsende Zahl an inhaftierten Frauen zu bewältigen.
Gegenstände jedoch, die als Zeitzeugen dieser Phase der Schlossgeschichte dienen können und vom Alltag der Frauen in der Strafanstalt erzählen sind rar. Neben einigen rostigen Scheren und Knöpfen berichten besonders eindrucksvoll ein paar zerschlissene Stoffschuhe und ein Läusekamm mit gebrochenen Zinken vom kargen und harten Leben im Gefängnis, in dem die Frauen schwere, körperliche Arbeit auf dem Feld oder in der Industrie zu verrichten hatten und – trotz der Erweiterungsbauten – in sehr beengten Verhältnissen ihr Dasein fristen mussten.
Die Heiligenmedaillen der Maria Magdalena - August 2019
Das Objekt des Monats August ist die Heiligenmedaille der Maria Magdalena, zu finden in der derzeitigen Sonderausstellung „Maria Magdalena – Glaube und Mythos“. So unscheinbar und leicht übersehbar sie scheint, so spannend ist auch ihre Geschichte. Sogenannte „Schaumünzen“ tauchen erstmals in der Renaissance Italiens auf und erfreuen sich bald europaweit großer Beliebtheit. In ihren Anfängen stellten sie verschiedenste Motive wie Dichter, edle Damen oder auch bestimmte Ereignisse dar, während sie in der Barockzeit dazu dienten, den absolutistischen Herrschern eine weitere Möglichkeit der glorreichen Selbstdarstellung zu bieten. Medaillen mit Heiligen fanden unter den Gläubigen ab dem 16./17. Jahrhundert zunehmend Verbreitung und versprachen den Trägern göttlichen Beistand. Jedem Heiligen wurden dabei andere himmlische Fähigkeiten zugeschrieben. Zum Beispiel Maria Magdalena – sie gilt als die Schutzpatronin für Frauen, Winzer, Handschuhmacher und einigen mehr und wird bei Augenleiden, Gewitter und Ungezieferbefall angerufen. Die ausgestellte Heiligenmedaille stammt aus der französischen Stadt Saintes-Maries de la Mer aus dem Jahre 2014. Warum Frankreich? Der Legende nach soll Maria Magdalena nach der Auferstehung Christi mit weiteren Heiligen über das Meer nach Frankreich gesegelt sein und dort missionarisch gewirkt haben. Zudem verbrachte sie 30 Jahre in einer Grotte und wurde von göttlicher Musik genährt. Ihre Gebeine, so Gläubige, befinden sich heute in der Basilika Saint-Maximin-la-Sainte-Baume und der Stadt Vézelay.
Das Märchenbuch „Der gestiefelte Kater" - Juli 2019
Das Märchenbuch „Der gestiefelte Kater“, (1974, Illus: Regine Heinecke)
Es sind oft die kleinen und scheinbar banalen Dinge im Leben, die bei genauerem Hinsehen besonders spannend sind. So auch das Objekt des Monats Juli. Jedermann kennt den Inhalt und jedermann denkt, die Geschichte dahinter zu kennen – ein weiches Fell, schicke Stiefel und cleverer als jeder Zauberer? „Der gestiefelte Kater“ ist eines der bekanntesten Grimm´schen Märchen. Kaum bekannt ist hingegen, dass die Geschichte schon viel älter ist als erwartet und die Brüder Grimm keineswegs die ersten waren, die eine umfangreiche Märchensammlung veröffentlichten. Allerdings waren sie auch nicht die letzten. Allein das Märchen des gestiefelten Katers wurde in unzähligen Büchern wiedergegeben und auch illustriert. Im Illusorium der Museen Schloß Voigtsberg hat die Künstlerin Regine Heinecke den cleveren Kater künstlerisch zum Leben erweckt. Erstmals erschien das von ihr illustrierte Büchlein 1974 und liegt in unserer gemütlichen Leseecke in der 2006 erschienenen Auflage aus.
Flourit-Stufe, Schönbrunn - Juni 2019
Zwischen den 400 einzigartigen Edelsteinen und Mineralien aus der Sammlung Dr. Edgar Schramm im Mineraliengewölbe auf Schloß Voigtsberg findet man einige wunderschöne Flußspat-Kristallstufen aus dem Grubenrevier Schönbrunn bei Oelsnitz. Bis 1991 wurde hier das begehrte Mineral Flußspat (lat. Fluorit) untertage abgebaut.
Dieses 13 cm breite Exemplar zeichnet sich durch eine interessante zonare Färbung in violett und grün aus. Flourit tritt außerdem in den Farben weiß, gelb, rot, blau, rosa, schwarz oder farblos auf. Durch die Parkettierung ist die kubische Kristallstruktur des Flourit deutlich zu erkennen.
Der Name Flußspat begründet sich übrigens in einer früher wichtigen Nutzung des Minerals: Es diente als Flussmittel zur Erzschmelze, wie auch zur Glas- und Keramikherstellung, d.h. durch Zugabe von Flourit schmelzen die zu verarbeitenden Rohstoffe bereits bei niedrigeren Temperaturen.
Maria Magdalena Barbie - Mai 2019
2014 löste das argentinische Künstlerpaar Pool und Marianela mit der Vorab-Präsentation einiger ihrer Barbie-Heiligen auf facebook einen Sturm der Entrüstung aus. Kurz vor dem Start der Ausstellung „Barbie – the plastic religion“ in der kleinen Galerie POPA in Buenos Aires erhielten die beiden internationale Aufmerksamkeit von unerwarteter Seite.
Neben Klageandrohung wegen anstößiger Darstellung argentinischer lokaler Volksheiligen, erreichten die Künstler über facebook sogar Morddrohungen, so dass sie ihre Ausstellung zunächst absagten.
„Uns ging es um die religiöse Darstellung des Schönheitsmaßstabs der Gegenwart, die Kirche hat immer ihre Figuren nach zeitgenössischen Modellen verbildlicht.“ Pool und Marianela sehen sich als Vertreter der sogenannten Lowbrow-Kunst und arbeiten sich an Objekten der Pop-Kultur ab, indem sie sie humoristisch-ironisch überarbeiten und verfremden. Eine Kritik an der Religion lag den Künstlern tatsächlich fern – es handelt sich eher um eine Übertragung sakraler Bildtraditionen in aktuelle popkulturelle Darstellungsformen. Und tatsächlich: Besonders Maria Magdalena wurde zu allen Zeiten dem jeweiligen Zeitgeschmack entsprechend als schöne, junge Frau dargestellt.
Mit ihrem offenen Haar, dem schlichten Gewand, inniger Geste und dem Kruzifix in der Hand steht die Barbie-Magdalena fest in der Tradition der Darstellung der Heiligen. Auch der markante Totenschädel zu ihren Füßen ist in diesem Zusammenhang zu sehen.
Das Objekt ist als Leihgabe des Künstlerpaars in der Sonderausstellung „Maria Magdalena – Glaube & Mythos“ bis zum 27. Oktober 2019 in den Museen Schloß Voigtsberg zu sehen.
Wandinschrift „Drusus-Sage“ - April 2019
Nur noch fragmentarisch erhalten, berichtet eine Wandinschrift aus der Zeit um 1700 über den römischen „Vogt“ und Feldherren Drusus. Dieser soll auf dem Berg, auf dem heute Schloss Voigtsberg steht, ein Lager errichtet und so dem Berg – wie auch dem ganzen Vogtland – seinen Namen gegeben haben.
„Drusus der edle Römisch Voigt,
Erbawet diesen Berg in Noht,
Da er Kriege im Deutschland pflag,
Voigtsberg heist er auff diesen Tag,
Darnach ward von jhm recht genant
Die Gegend, vnd heist Voigtland.“
Eine ältere Überlieferung der Inschrift findet sich bereits im Amtserbbuch des Amtes Voigtsberg, dass im Jahre 1542 niedergeschrieben wurde und mit einigen weiteren Versen die Geschichte des Schlosses und seiner Eigentümer beschreibt.
Der ursprünglich lateinische Ausspruch war laut Überlieferungen in der Amtsstube zu finden – heute allerdings ist davon nichts mehr zu sehen.