PHANTASTISCHE MEISTERWERKE - ERNST FUCHS
Ernst Fuchs wird 1930 als einziges Kind von Leopoldine und Maximilian
Fuchs in Wien Ottakring geboren. Der Vater emigriert 1938 aus politischen
Gründen nach Shanghai. Mutter und Sohn bleiben in Wien.
Zwölfjährig lässt sich Ernst Fuchs im Wiener Stephansdom taufen und
bekennt sich zum römisch-katholischen Glauben. Da er aus rassistischen
Gründen kein Gymnasium besuchen darf, erhält er Privatunter
richt, vor allem in Bildhauerei und Malerei. 1945, nach Kriegsende,
inskribiert er im Fach Malerei an der Wiener Akademie für Bildende
Künste.
Seine Vorbilder sind Gustav Klimt, Egon Schiele, Pablo Picasso und Max
Ernst. Professor Albert Paris von Gütersloh fördert das Talent des jungen
Ernst Fuchs. In seiner Klasse findet auch das erste Zusammentreffen von
Ernst Fuchs mit Arik Brauer, Rudolf Hausner, Wolfgang Hutter und Anton
Lehmden statt. Die "Wiener Schule des Phantastischen Realismus"
formiert sich. Die Malerei der Renaissance insbesondere der
Donauschule- soll neu definiert werden. Alchemie, christliche und
jüdische Mystik, aber auch Tiefenpsychologisches, wie die Verarbeitung
von Schmerz und Leid der Weltkriege, bestimmen die Themenwelten der
jungen Künstlergruppe. Ernst Fuchs macht sich mit Zyklen
expressionistischer Kohlezeichnungen und Gouachen einen Namen,
darunter der "Stadt-Zyklus" 1945 und der "Bikini-Atoll-Zyklus" 1947.
Mit diesen Werken nimmt er auch an der ersten Nachkriegs-Biennale in
Venedig teil. 1947 reist er nach Turin, wo er Felipe Casorati, Giorgio de
Chirico und dessen Bruder kennenlernt: die bedeutendsten Maler der
Pittura Metaphisica. Trotz bitterster Armut und schwieriger privater
Umstände folgt er 1949 seinem Freund Friedensreich Hundertwasser
damals Fritz Stowasser - nach Paris. In dem damaligen Mekka der Kunst
wird er zwölf seiner bedeutendsten Schaffensjahre verbringen. Seine
erste Frau Trude lässt er mit seinen beiden Söhnen Elias und Daniel
Friedemann in Wien zurück. In Paris macht Ernst Fuchs sich sein Wissen
um die Maltechniken der alten Meister zunutze. In Ermangelung eines
Ateliers malt er nächtens in Kaffehäusern. Im pittoresken St.Germain
des Près kennt bald jeder den jungen, schönen Ausländer. Jean Paul
Sartre, Jean Cocteau und vor allem Salvadore Dali bewundern seine
Miniatur-Gemälde. Fuchs arbeitet an seinen berühmten Zyklen
“Metamorphose der Kreatur“und „Einhorn-Zyklus“.
1953 folgt er seiner zweiten Frau Geri Krongold nach New York und Los
Angeles. Es folgen Begegnungen mit Peggy Guggenheim und Jazz-
Legenden wie Charlie Parker und Moondog, den er 30 Jahre später in
Deutschland unterstützt. Mit Dave Brubeck wohnt er in einem Baumhaus
nahe Los Angeles. An der Westküste wird der junge Fuchs zum Guru einer
neuen jungen Kunstszene. Er inspiriert zur Airbrush- und Fantasy
Malerei.
1956 zieht es Ernst Fuchs nach Israel. Er findet Aufnahme im katholischen Dormitio-Kloster, wo er ein Jahr an seinem größten Gemälde, dem
Abendmahl”, im Refektorium arbeitet. 1961, zurück in Wien, heiratet er zum dritten Mal. Mit neuen von Eros und
Mythos durchwirkten Bildwelten gelingt ihm der Durchbruch in der
Kunstwelt. Erotische, monumentale Bronzen wie "Hypnosia" und
"Esther" entstehen. Ernst Fuchs entwirft Architektur, Möbel, Tapeten
und Schmuck für seine schöne blutjunge Frau Eva-Christina. Das Paar
wird zur Stil-Ikone der sechziger Jahre. Bald werden sein Käppi und ab
1970 sein goldener Rolls-Royce zu Ernst Fuchs' Markenzeichen.
Ausstellungen der fünf Künstler der "Wiener Schule des Phantastischen
Realismus" werden in Japan, Los Angeles, New York und Paris gezeigt.
Rasch sind sie die Stars auf den internationalen Kunstmessen. 1972
erwirbt Ernst Fuchs ein vom Abbruch bedrohtes Jugendstil-Juwel, die
erste Otto Wagner Villa in Wien Hütteldorf. Zwei Jahre dauern die
Restaurierungsarbeiten, dann öffnet eines der schönsten Ateliers
Europas mit selbstdesignten Tapeten, Möbeln, Skulpturen, Lustern und
Gemälden seine Pforten. Doch der Maler-Fürst ist viel auf Reisen,
entwirft Bühnenbilder für die Hamburger und Münchner Oper, arbeitet
monatelang in italienischen und deutschen Gießereien an der
Fertigstellung seiner berühmten Kleinskulpturen wie "Sphinx" und
"Janus“. Neben großformatigen Ölbild-Kompositionen in Wien, arbeitet
er auf Reisen an Pastellen, Aquarellen und Zeichnungen. Zwei
Prunkbände zeugen von den fuchsischen Bildwelten der siebziger und
achtziger Jahre: "Feuerfuchs" und "Planeta Caelestis".
1988, hundert Jahre nach der Erbauung durch Otto Wagner wird die
Wagner-Villa zum Ernst Fuchs Privatmuseum. Eine Retrospektive seines
Schaffens von 1945 bis zur Gegenwart wird hier gezeigt. Doch den
Künstler hält es nicht in Wien. Ernst Fuchs zieht nach Südfrankreich und
arbeitet an großen Gemäldezyklen wie "Dionysos" und verschiedensten
Architekturentwürfen. Sein Musterbau wird das „Nymphäum Omega" im
Park seines Wiener Museums, der Fuchs-Villa, ein Brunnenhaus mit
einem riesigen Madonnen-Fenster im Innenraum, geziert von den zwölf
goldenen Engeln der Apokalypse.
1989 beginnt Ernst Fuchs seine Arbeit an der Apokalypse Kapelle in
Klagenfurt. Fast zwanzig Jahre soll es bis zur Fertigstellung dauern.
Hunderte Quadratmeter Leinwand und Stuck sind in altmeisterlicher
Technik bemalt.
Ernst Fuchs schreibt Zeit seines Lebens. Der Gedichtband „Von Jahwe“,
illustriert mit kostbaren Lithographien, wird in den 90er Jahren
publiziert. In den Schallplatten "Via Dolorosa" und der CD „Mystische
Gesänge“ singt Fuchs selbst. Schriften über Architektur finden sich in
„Architectura Caelestis“. Erotisches und Essayistisches kommt im Roman
„Aura“, zahlreichen Vorträgen, Essays und Kurzgeschichten und vor. Im
Zeitraum zwischen 1990 und 2003 wird eine umfangreiche Retrospektive
des Künstlers in internationalen Museen gezeigt, darunter im
Russischen Museum in St. Petersburg, in der Tretjakov Galerie in Moskau
und dem Palais Harrach, das zum Kunsthistorisches Museum in Wien
gehört.