KOMM MAL KAUFEN! - Kaufmannsläden aus zwei Jahrhunderten
Sie sind häufig der Grund für leuchtende Kinderaugen unterm Weihnachtsbaum: schon seit über hundert Jahren ist es die weit verbreitete Tradition, die gute Puppenstube oder den reich bestückten Kaufmannsladen alljährlich vom Boden zu holen und - mit kleinen Neuheiten versehen - den Kindern zum Spiel zu überlassen. Besonders Kaufmannsläden begeistern dabei seit eh und je Jungen und Mädchen gleichermaßen, sind sie doch auch gerade als Spielzeug für beide Geschlechter erdacht worden.
Das älteste Objekt der Ausstellung stammt aus der Anfangszeit der zeitweise weltmarktführenden Firma Moritz Gottschalk in Marienberg/Sachsen um 1875. Als klassisches Modell, das bis in die 1930er Jahre hinein in ähnlicher Weise produziert wurde, ist hier anhand der Ausstellungstücke die Entwicklung nachvollziehbar. Fast fünfzig Puppen- und Kinderkaufmannsläden, die zwischen 1875 und 2019 hergestellt wurden, sind in der Schau zu sehen. Darunter auch Klassiker, wie die „Naschkatze“ von VERO, aber auch Besonderheiten, wie der luxuriöse Schneiderladen aus der Zeit um 1910 von Christian Hacker aus Nürnberg, die Fleischerläden aus erzgebirgischer Produktion aus der gleichen Zeit oder der vom Großvater für den Enkel im Kriegsjahr 1918 selbst gefertigte Standladen aus dem vogtländischen Falkenstein.
Dabei sieht man die Liebe, mit der die Spielwaren von Generation zu Generation weitergegeben wurden, in jedem Detail. Hier sind es wahrhaftig die kleinen Dinge, die den Gang durch die Geschichte des Handels im Puppenmaßstab zu einem Erlebnis für Jung und Alt machen: Döschen und Schächtelchen, handgenähte Täschchen für den Putzladen oder handgeschriebene Schilder für die Schubkästen. Dem unverzichtbaren Inventar ist mit dem Turmzimmer ein eigener Raum gewidmet, in dem nicht nur Spielverpackungen aus beinahe 100 Jahren bestaunt werden können, sondern die Besucher auch mit selbst gestalteten Schächtelchen Teil der Ausstellung werden können.
Besonderes Highlight ist in der historischen Schösserstube die originale Ladeneinrichtung des ehemaligen Kolonialwarenladens/Materialladens Bruno Englert, der in der DDR und bis in die 2000er Jahre hinein von Kurt Englert geführt wurde. Das frisch restaurierte Mobiliar wurde in der Zeit um 1900 im Geschäft in der Oelsnitzer Schmidtstraße eingebaut und ist nun bestückt mit teilweise original aus dem Laden stammenden Verkaufsartikeln.
Das Eingangsszenario zur Ausstellung macht als Rahmen zur eigentlichen Schau historischer Kaufmannsläden die aktuellen und historischen Möglichkeiten des Handels zum Thema. Besucher, die die Supermarkt-Eingangsanlage passiert haben, finden sich wieder zwischen Weihnachtsmarktbuden und Supermarktregalen, die anschaulich die Entwicklung des Kaufverhaltens in den letzten beiden Jahrhunderten widerspiegeln und zugleich Baukästen, Puzzle und anderen Spielwaren rund um das Einkaufen Platz bieten. Passende Spielmöglichkeiten wie die Einkaufsrallye oder der auf Kinderformat zugeschnittene Weihnachtsmarkt werden zudem für gerötete Wangen bei kleinen und großen Besuchern sorgen. Zur Sonderschau gibt es zudem viele museumspädagogische Angebote und Thementage sowie Mit-Mach-Führungen.